Abisek Rajeetharan ist Agent im Security Operations Center und gewährt einen Einblick in seine Arbeit. Der Mixed Martial Arts Kämpfer berichtet konkret von den tagtäglichen Abfragen und Incidents, gibt seine ehrliche Einschätzung zum Thema KI in der IT-Sicherheit ab und er teilt seine Beobachtungen typischer Fehler, die Unternehmen in der Security begehen.
Abisek Rajeetharan: Mein primäres Fachgebiet war die Netzwerktechnik und da ist die Sicherheit ja auch ein wichtiger Aspekt. Ich habe dann gemerkt, was für grosses Thema die IT-Sicherheit für Unternehmen und auch für Privatpersonen ist und wie viel es da zu lernen gibt. Das hat mich angezogen und ich wollte in die IT-Security einsteigen. Jetzt bin ich seit April 2024 SOC Agent bei der first frame networker ag.
Einen typischen Arbeitstag gibt es bei mir nicht. Aber es gibt typische Abläufe, um die ich mich jeden Tag kümmere:
Jeden Monat am sogenannten «Patch Tuesday» gibt Microsoft wichtige Sicherheitsupdates und Patches bekannt. Damit werden Sicherheitslücken geschlossen, die im sogenannten CVE-Programm bekannt geworden sind.
Wird eine Schwachstelle bekannt, die bspw. eine schädliche IP-Adresse betrifft, dann kann ich über eine Abfrage in Microsoft Defender schnell ermitteln, wo überall in den IT-Umgebungen mit dieser IP-Adresse kommuniziert wird. So kann ich erarbeiten, ob und in welchem Ausmass wir und unsere Kundinnen und Kunden betroffen sind und die nötigen Schritte einleiten.
Für diese Abfragen nutze ich sogenannte Hash-Werte. Diese sind sozusagen wie digitale Fingerabdrücke. Damit lassen sich Dateien, Texte, Passwörter, Malware-Samples, IP-Adressen, etc. eindeutig identifizieren.
Typische Beispiele sind:
Das kommt immer darauf an, wie streng oder locker die Überwachungsregeln konfiguriert sind.
Wenn ein Incident gemeldet wird, dokumentiere ich zunächst die Uhrzeit, die betroffenen Personen oder Systeme, den Ablauf des Vorfalls sowie die auslösenden Aktionen. Ich halte ausserdem fest, was genau beeinträchtigt ist und wie Beweise gesichert werden können.
Anschliessend prüfe ich, wie sich die Auswirkungen minimieren lassen, beseitige identifizierte Schwachstellen und informiere den Kunden über den Vorfall.
Im nächsten Schritt beziehe ich unsere internen Experten ein, bespreche das weitere Vorgehen und protokolliere den Incident fortlaufend.
Nach Abschluss des Vorfalls analysieren wir gemeinsam, was verbessert werden kann, um ähnliche Incidents in Zukunft zu vermeiden.
Zum Glück noch nie. Das bedeutet, dass wir unsere Sache bisher gut gemacht haben. Schwerwiegende Security-Vorfälle können sofort sehr belastend werden für alle involvierten Personen und für die ganze Organisation.
Mein Kollege Philippe Hirzel erzählt im E-Book «Security first» von zwei speziellen Fällen, die er schon behandeln durfte.
Ganz ehrlich: Ich stelle aktuell keine Veränderung fest. Im Internet wird das Thema KI viel heisser gekocht, als dass es tatsächlich gegessen wird. Hier bei uns beim «Security-Bodenpersonal» laufen die Dinge ruhig, systematisch und kontrolliert ab.
Aber wie gesagt, wir sind laufend am Ball und beobachten das Feld aktiv. Denn es wird mit KI-unterstützten Angriffstaktiken experimentiert wie bspw. Deepfake-CEO-Fraud. Zu diesem Thema hat unser CEO kürzlich geschrieben: «Erich Steiner über Deepfake-CEO-Fraud: Was auf uns zukommt, wie wir uns schützen und was wir heute beobachten».
Diesen Unternehmen würde ich drei Ratschläge geben:
Am meisten Freude bereitet mir, dass ich ständig dazulerne. Im Bereich IT-Security gibt es immer neue Bedrohungen, Technologien und Lösungsansätze. Das macht die Arbeit spannend und abwechslungsreich. Stillstand gibt es hier nicht, und genau das motiviert mich jeden Tag.
In meiner Freizeit gehe ich ins Fitness, mache MMA (Mixed Martial Arts), tanze Salsa und gehe in einem Rhetorikklub.
Herzlichen Dank, Abisek, für den spannenden Einblick in deinen Arbeitsalltag als SOC-Agent.