Am Sonntag 16. Juni sind 50 Millionen Menschen in Südamerika ohne Strom aufgewacht. Ganz Argentinien und Uruguay waren ohne Elektrizität. Im Einzugsgebiet von Buenos Aires, mit 13 Millionen Einwohnern, standen die Züge und die Metros still, Verkehrsampeln fielen aus und auch das Telefonnetz war stillgelegt. Die Wasserversorgung war ebenfalls bedroht, da auch das Trinkwasser-Verteilsystem auf Strom angewiesen ist. An diesem Sonntag waren noch Gouverneurswahlen in Argentinien, ein Schelm, wer da Böses denkt und einen Zusammenhang sieht…
Auf jeden Fall wäre der Schaden noch grösser gewesen, wenn der Ausfall nicht an einem Sonntag, sondern an einem Werktag passiert wäre. Die aktuellen Ausfälle sind wohl auf den maroden Zustand der lokalen Strominfrastruktur und auf die jahrelange Misswirtschaft der stark subventionierten Stromindustrie zurückzuführen.

Szenario wie im Buch "Blackout"
Gleich wohl schreckt es auf und macht uns wieder einmal bewusst, dass ein Szenario wie in Marc Elsberg's Buch "Blackout" nicht so abwegig ist. Im Buch geht es um einen Hackerangriff, welcher europaweit alle Stromnetze zusammenbrechen lässt. In der Geschichte geht der Ausfall länger als in Südamerika, wo gegen Abend des gleichen Tages weitgehend wieder Normalität herrschte. Bei "Blackout" ging es nach relativ kurzer Zeit ums nackte Überleben. Was alles nicht mehr funktioniert, wenn es keinen Strom mehr gibt, ist mir erst beim Lesen des Buches bewusst geworden. Es gibt kein fliessendes Wasser, sehr zeitnah sind keine Lebensmittel mehr verfügbar, es ist kein Bezug von Bargeld mehr möglich. Und die Tankstellen funktionieren nicht, somit gibt es auch kein Benzin mehr für irgendwelche Transporte. Der vom Bund empfohlene Lebensmittelvorrat in jedem Haushalt, welchen meine Frau pflichtbewusst angelegt hat und ich eher belächelt habe, macht jetzt völlig Sinn für mich. Ausserdem habe ich mir einen Vorrat an Batterien und Taschenlampen zugelegt. Weitere Überlebenstipps für Stromausfälle finden Sie übrigens am Schluss dieses Artikels!

Der Angriff im Buch erfolgte über intelligente Stromzähler, sogenannte Smartmeter. Dieser empfängt und sendet digital Daten und ist dazu in ein Kommunikationsnetz eingebunden. Die empfangenen Daten sind z.B. Tarifänderungen oder gesendete Daten vom Stromverbrauch. Solche intelligenten Zähler sind schon seit den 1990er Jahren vor allem für Großkunden im Einsatz. Seit ungefähr 2010 werden sie auch für Privathaushalte angeboten.

Hackerangriff auf die Gemeinde Ebikon
Dass die öffentlichen Versorgungssysteme ein reales Ziel für Angriffe sind, zeigt auch der Bericht über einen Hackerangriff auf das System der Wasserversorgung der Gemeinde Ebikon im Kanton Luzern. Das betroffene System ist für die Steuerung der Pumpen und die Überwachung der Reservoire zuständig. Der Angriff konnte erfolgreich abgewehrt werden und Tausende Anfragen konnten anhand der IP-Adressen nach England und Korea zurückverfolgt werden. Das neue System wurde erst letzten Herbst in Betrieb genommen. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn das System nicht so gut gesichert gewesen wäre. Ebikon versorgt über 25'000 Menschen in der Region mit frischem Wasser.

Der Angriff auf die Gemeinde Ebikon ist keineswegs ein Einzelfall, dies zeigen auch Zahlen des deutschen Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). In der zweiten Jahreshälfte 2018 bekamen sie 157 Meldungen von Versorgern kritischer Infrastrukturen, 19 davon betrafen Stromnetze. Man vermutet aber, dass die wahre Zahl der Störfälle noch weit höher liegt. Viele Versorger melden solche Vorfälle nicht, weil sie Angst vor Imageschäden haben.

Im Zuge der Digitalisierung werden auch IoT-Anwendungen eine immer grössere Verbreitung bekommen und somit ein gefundenes Angriffsziel darstellen. Wie wichtig auch hier die Sicherheit ist, zeigt uns die Energie, mit welcher Kriminelle in den vorhin beschriebenen Fällen vorgehen. Bei der Security von solchen Systemen ist es nicht nur eine Frage der Netzwerksicherheit und von Software-Updates. Ebenfalls der physische Zugriff und die Zugriffs- und Zutritt-Kontrollen gilt es zu beachten. Denn meistens kann schon über einen Sensor oder ein Messgerät der Zugriff auf die Systeme erlangt werden.

Fazit
Wir dürfen nicht zulassen, dass solche Sabotageangriffe den digitalen Wandel behindern oder gar verhindern. Vertrauen ist einer der drei Grundpfeiler der digitalen Transformation, nebst Innovation und Education. In diesem Pfeiler ist die Cyber-Security als wichtiger Bestandteil anzusiedeln. Darum ist dieses Thema für die first frame networkers ein zentrales Thema und wir investieren viel Energie und Ressourcen dafür.

www.blackout-das-buch.de/ueberlebenstipps.php

www.firstframe.net/informationssicherheit

Jörg Koch

Bei den first frame networkers leitet er spannende Marketing-Projekte, betreut die Webseiten, Landingpages und Social-Media-Kanäle: ein vielseitiger Traumjob! Zur Erholung wandert der Familienvater gerne mit seinem Hund im Pilatusgebiet, liest ein gutes Buch oder schaut am Fernsehen ein Fussballspiel.

Jörg Koch