Brauchen wir trotz Home-Office-Trend noch ein Office?
Die Corona-Pandemie hat den Anteil der Schweizer, welche im Home-Office arbeiten, innert kurzer Zeit von 25 % auf 40 % gesteigert und sie hat damit der Remote-Arbeit zu einem grossen Aufschwung verholfen. Der Trend setzt sich auch nach dem Ende der Pandemie fort, was nicht alle Unternehmen begeistert. Wie wird sich das Modell langfristig entwickeln und braucht es in Zukunft weniger Bürofläche?
Mit der Pandemie kam auch bei uns der Begriff Home-Office in den Fokus. Wir als modernes Unternehmen hatten die Möglichkeit der Remote-Arbeit zwar bereit vorher, aber wir hatten es nicht klar geregelt. Das haben jetzt nach der Pandemie nachgeholt und ein Home-Office-Reglement eingeführt. Dabei haben wir uns für ein Mix-Modell entschieden. Bei uns ist es so, dass die Mitarbeitenden selbst wählen können, was ihnen lieber ist. Die Varianten dabei sind > 2 Tage Home-Office mit einem flexiblen Arbeitsplatz in Baar und keinen festen Parkplatz gegenüber < 2 Tage Home-Office, dafür einen festen Arbeitsplatz und einen Parkplatz.
Natürlich kam auch die Idee auf, das Office komplett aufzulösen. Wozu braucht es noch Bürofläche, wenn die Mitarbeitenden von zu Hause aus oder vor Ort beim Kunden arbeitet können? Aufgrund dessen, dass sich aber nur ca. 30 % für die Home-Office-Variante mit Flex Desk entschieden haben, war schnell klar, dass es auch in Zukunft ein Office als "Home-Base" gewünscht ist. Wir waren immer der Überzeugung, dass beide Möglichkeiten benötigt werden. Dies, obwohl viele Genz-Z-Startups verkündet haben, dass es gar keine Offices mehr braucht.
Ein Ort, wo sich die Mitarbeitenden treffen, austauschen, soziale Kontakte pflegen können. Während der Pandemie, als das Home-Office Pflicht wurde, haben wir viele flankierende Massnahmen ergriffen, um genau diese Bedürfnisse zu erfüllen. Virtuelle Meetings und sei es nur um gemeinsam ein Feierabendbier zu trinken, hatten aber irgendwann auch nicht mehr die gleiche Wirkung. Hinzu kommt, dass mehr als zehn Prozent unserer Belegschaft Lernende sind und das bedarf einer intensiven Betreuung. Das geht praktisch nur vor Ort im Office.
Durch das Flexmodell braucht es bei uns am Hauptsitz weniger Arbeitsplätze, was Platz für eine Umgestaltung in einen modernen Workspace schafft. Dies beinhaltet auch akustische Massnahmen, um ein ruhigeres Arbeiten in Grossraumbüro zu ermöglichen, was der vielfache Wunsch der Belegschaft ist. Weiter unternehmen wir einiges, um die Networkers zu animieren, sich untereinander zu treffen. Natürlich haben wir ein Weihnachtsessen und eine Sommerparty, wo wir uns alle treffen. Was aber auch sehr geschätzt wird, ist der Networker-Mittagstisch, an welchem uns einmal im Monat zu einem vom Unternehmen offerierten Lunch treffen. Daneben bieten wir mit Kaffee, Mineralwasser, Brainfood (Stoli Nüsse), Glacebox und Früchtekorb viele kostenlose Verpflegungsmöglichkeiten. Am Noury-Kühlschrank können sich die Mitarbeitenden nach Wunsch ebenfalls verpflegen.
Mit der Jahresarbeitszeit kann sich jeder flexibel selber organisieren und dann arbeiten, wenn die Arbeit ansteht, soweit es immer möglich ist aufgrund der Kundenanforderungen. Auch bieten wir die Möglichkeit von Teilzeit 60% - 100%. So glauben wir, dass wir beste Bedingungen für die Mitarbeitende geschaffen haben. Und nein, es geht nicht ohne Office. In der Zwischenzeit haben das auch die Startup's gemerkt. Vermehrt sehe ich Berichte, in welchen sie sich Offices mieten, damit sie sich sozial, beruflich, technisch, in Projekten, beim Kaffee, beim Lunch etc. treffen und austauschen können.
Erich Steiner
Nach der Ausbildung zum Elektromonteur landete Erich Steiner bald einmal in der IT, absolvierte verschiedene betriebswirtschaftliche Verkaufs- und Managementweiterbildungen und übernahm diverse Verkaufsleitungs- und Führungsfunktionen. Im Fitnesscenter, mit dem Stand-up-Paddle auf dem See, beim Skifahren oder bei einem guten Essen findet er den idealen Ausgleich zum Beruf.